Die Montage kultureller Einheiten des Wissens als poetologische Strategie in den Filmen Ken Russells
DOI:
https://doi.org/10.59056/kbzf.2011.7.p8-27Schlagworte:
Ken Russel, Montage, kulturelles Wissen, MahlerAbstract
Das Faszinosum an LISZTOMANIA (1975), MAHLER (1975), GOTHIC (1986), LAIR OF THE WHITE WORM (1986) und diversen anderen Filmen Ken Russells ist die Methode der Erzählung, nicht so sehr ihr Inhalt. Die ganze Kulturgeschichte scheint das Material zu bilden, mit dem Russell seine Montage gestaltet, gleichgültig, ob es sich um Versatzstücke aus der Hoch- oder Trivialkultur bildet. Eine – allerdings höchst kontrollierte – Mélange kulturellen Wissens umzirkelt die Themen des Films, gibt ihnen Ausdruck und anschauliche Fülle. Dabei werden aber so heterogene Elemente der Kulturgeschichte aufeinander bezogen und miteinander amalgamiert, dass aus der Darstellungsmethode zugleich ein Distanzmoment entsteht, das den Zuschauer immer wieder auf die Darstellungsmittel selbst verweist. Der Film bezieht sich auf ein höchst kompliziertes intertextuelles Kräftefeld, aus dem Versatzstücke herausgebrochen und mit fremdem Material kombiniert werden - und installiert so einen assoziativen Raum, den zu begehen nur ein höchst gebildeter Zuschauer vermag (Hanke 1984, 293). Kitsch gerät neben Bombast, Heiterkeit neben Paranoia, religiöse Bildnerei neben die Bildwelten der Comic Strips. Nichts, das dieser Methode widerstehen könnte. Russel geht in vielem über die Collagen der klassischen Avantgarde hinaus, weil er die Materialbasis, auf die seine Montagen zurückgreifen, verbreitert und sich nicht scheut, die Regeln von Anstand und Takt zu verletzen. Die Ordnung des bürgerlichen Geschmacks gerät ins Durcheinander, und es mag die Amalgamierung von Kitsch, Bombast und Hochkunst, die Verbindung von religiösen, politischen und kunstgeschichtlichen Symboliken sein, die so heftige Abwehr provozierte und den Blick auf die ästhetischen Qualitäten der Werke so oft verstellte.
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